Ich mag Spekulanten
Klar, ich bin ja selber einer. Einer, der zehn bis zwölf Stunden am Tag arbeitet, auch am Wochenende ständig die Nachrichten durchforstet, eine Menge Steuern und Sozialabgaben zahlt und mit seinen Trades Liquidität schafft. Damit hochnäsige Schreiberlinge aus der Kultur-Schickeria, die auf uns, die Leistungsträger des Landes, herabschauen, weiter gute Renditen von ihrer Lebensversicherung erhalten. Mir geht es wirklich auf die Nerven, wenn Leute, die für die Einführung der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich demonstrieren, ausgerechnet von mir höhere Steuern verlangen.
Und was ist der Beitrag unserer Intellektuellen zur Leistungsfähigkeit der Gesellschaft? Sie schwurbeln davon, dass sich die weltweite Krise dramatisch verschärft hat. Dass Klima und Kapitalismus am Ende seien. Dass an allem nur Gier und Spekulanten Schuld hätten. Dass die Kultur immer seichter und die Menschen immer egoistischer würden. Dass Deutschland und der Planet gerettet werden müssten. Und vor allem: Dass gerade die Intellektuellen dabei dringend gebraucht würden. Diese Texte sind seit dreißig Jahren austauschbar – früher stand die KPdSU bereit, um alles zu richten; heute ist es die Kommunistin und ehemalige Chefredakteurin des Hessischen Rundfunks, Luc Jochimsen, die bei der Wahl zum Bundespräsidenten antritt.
Tja, solche Leute, die nicht einmal einen Bankautomat bedienen können, sich aber über die Zukunft der Marktwirtschaft auslassen, kennen Sie bestimmt auch. Mir sind die Spekulanten lieber. Leute wie der Chef des weltgrößten Devisen-Hedge-Fonds FX Concepts haben meinen Respekt: John Taylor ist Realist und prophezeit dem Euro ein langsames Sterben. Im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin "Capital" sieht der Investor für die Gemeinschaftswährung bis zum Ende des Jahres einen Absturz auf die Dollar-Parität. Über kurz oder lang erwartet er das Ende der Währungsunion: "Der Exitus kommt - er ist unumgänglich".
Deshalb sollten die Deutschen schon heute die Reißleine ziehen und sich vom Euro verabschieden. "Wenn Deutschland heute sagen würde, wir wollen aus dem Euro aussteigen, würden sich die Niederländer sofort anschließen", urteilte Taylor. Für eine Rückkehr zur D-Mark ist der Experte überaus bullish eingestellt: "Die D-Mark würde den Dollar alt aussehen lassen."
Während unsere europäischen Regierungen mit sinnlosen Hilfen für taumelnde Schrott-Staaten Milliarden verbrannt haben, steigert der Hedge-Fonds-Boss das Einkommen der kleinen Leute. Taylors acht Milliarden Dollar schwerer Hedge Fonds wettet bereits seit Anfang des Jahres gegen den Euro. Davon profitierten auch die Deutschen: "Ich verwalte Anlagegelder für rund ein Viertel aller deutschen Pensionäre". Na also: Kapitalisten an die Macht!
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